Digitale Assets
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30.12.2022

Tokenisierung: Digitale Assets einfach verstehen

Der emotionale Hype rund um die sogenannte Blockchain ist vorbei. Innerhalb der Finanzindustrie ist - trotz bleibender Restzweifel - längst der Konsens entstanden, dass die Technologie zukunftsweisend und real ist. Ein interessanter Anwendungsfall der Technologie ist die sogenannte Tokenisierung von Assets. Was damit gemeint ist und womit gerade Privatanleger rechnen dürfen, haben wir im nachfolgenden Artikel erläutert.

Mona Feder

Was sind digitale Assets?

Digitale Assets entstehen aus der Umwandlung von materiellen oder immateriellen Vermögenswerten in einen digitalen Token. Dieser Token ist eine digitale Abbildung des entsprechenden Assets und kann vom Inhaber über die Blockchain gehalten, verwendet oder übertragen werden. Der Verkauf eines Tokens kann ohne die Notwendigkeit von Intermediären, wie z.B. Notaren, Banken oder Verwahrstellen realisiert werden.

Falls dir die Definition noch zu theoretisch ist, haben wir noch ein Beispiel aus der Praxis parat: Du hast kürzlich gelesen, dass Venture Capital als Anlageklasse signifikante Vorteile gegenüber dem Aktienmarkt bietet, die du für deine Asset Allocation nutzen möchtest.

Das Problem der Old Economy: Der direkte Zugang zu Venture Capital ist bislang ein Privileg, das nur hochvermögenden bzw. institutionellen Anlegern vorbehalten ist. An genau diesem Punkt sind digitale Assets der Game-Changer. Digitale Assets können eigentumsähnliche Rechte an einer Gesellschaft abbilden, die in Venture Capital investiert. Wer Token der entsprechenden Gesellschaft besitzt, profitiert mittelbar von den Ausschüttungen aus dem Beteiligungsportfolio. Durch Tokenisierung wird eine schwer zugängliche Asset Klasse für Privatanleger demokratisiert. Willkommen in der New Economy.

Denk daran: Nur weil du zukünftig in neue Anlageklassen investieren kannst, solltest du dies nicht direkt tun. Private Equity bietet mit Sicherheit interessante Wertsteigerungspotenzial, beherbergt aber auch hohe Risiken. Viele Beteiligungen erweisen sich nach dem Funding als nicht mehr tragfähig. Totalverluste sind jederzeit möglich. Das gleiche gilt für sämtliche Anlageklassen, die zugänglich werden - neu ist nicht immer sinnvoll für dein Portfolio. Behalte immer die Risiken im Hinterkopf.

Was kann alles tokenisiert werden?

Nahezu sämtliche Vermögenswerte können (theoretisch) tokenisiert werden, sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen gegeben sein. Das regulatorische Umfeld hat einen entscheidenden Einfluss auf die praktische Umsetzung.

Prominente Anwendungsfälle sind bis dato Kunstwerke, Immobilien, exotische Autos und Unternehmensbeteiligungen. Die meisten Projekte erfordern die Gründung eines Special Purpose Vehicles (SPV). Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Am Ende des Tages ist eine SPV eine Zweckgesellschaft, die von der Muttergesellschaft mit dem Zweck gegründet wird, Vermögenswerte (z.B. Private-Equity-Fonds) zu halten. Durch die Ausgliederung an eine SPV wird das Ausfallrisiko isoliert. Im Falle, dass die Muttergesellschaft insolvent geht, gelten die Vermögenswerte nicht als Haftungsmasse.

Wichtiger Hinweis: Anleger investieren nicht unmittelbar in die Unternehmen der Gesellschaft. Du investierst üblicherweise in eine tokenisierte Schuldverschreibung (kurz: “tokenisierte Anleihe”), die von der SPV emittiert wird. Den Emissionserlös allokiert die SPV in entsprechende Projekte (z.B. Venture-Capital-Funds oder Sachwerte). Der Token gewährt dir über die gesamte Laufzeit eine variable Verzinsung, die von der Performance der Zielinvestments abhängt. Variable Verzinsung bedeutet auch, dass Verluste auftreten können. Du erhältst keine Garantie für eine bestimmte Zielrendite. Im worst-case verlierst du dein eingesetztes Kapital.

Viele Token können nach dem Kauf ohne hohe Kosten an dezentralen, blockchain-basierten Handelsplätzen (Börsen) gehandelt werden. Du bist als Anleger nicht mehr an die gesamte Laufzeit des Investments gebunden - üblicherweise existiert jedoch eine Sperrfrist von einem Jahr, innerhalb derer du deine Token nicht veräußern darfst.

Digitale Assets schaffen mehr Transparenz und Effizienz als traditionelle Kapitalmärkte

Digitale Assets zeichnen sich durch drei zentrale Vorteile aus: Zum einen schaffen sie einen hohen Grad an Transparenz und entschlacken den Prozess des Eigentumsübertrag durch den Verzicht auf bestimmte Intermediäre. Das führt wiederum zu einer erheblichen Senkung von Verwaltungs- und Transaktionskosten und wirkt sich positiv auf die Profitabilität sämtlicher Prozessbeteiligter aus. Die Verwahrung von digitalen Assets stellt - gerade für Einsteiger - oft noch eine Herausforderung dar. Ohne passende Wallet riskieren Anleger, dass ihr Bestände durch Cyberangriffe (z.B. Hacker) gestohlen werden. Aufgrund der teilweise hohen Komplexität bei der Wahl einer Krypto Wallet, entscheiden sich viele Einsteiger für einfache - aber dafür auch unsichere Lösungen. Hier besteht noch Nachholbedarf.

Der Einsatz digitaler Assets führt zu einer Liquiditätssteigerung von Vermögenswerten. Der Markt für Sachwerte ist bekannt dafür, dass Güter nur beschränkt und zu bestimmten Zeitpunkten handelbar sind. Token wiederum sind - in der Theorie - jederzeit handelbar - unabhängig von Ort und Zeit. In der Praxis existieren bis dato nur wenige Sekundärmärkte, sodass die Aussage nur eingeschränkt Geltung findet. Die Zeitspanne der Liquidierung digitaler Assets ist jedoch bereits heute wesentlich geringer als bei traditionellen Vermögenswerten. 

Ein Token ist - bei bestehender Nachfrage und Vorhandensein eines Marktplatzes - innerhalb weniger Minuten verkauft. Wer seine Immobilie auf klassischem Wege verkaufen möchte, muss für den gesamten Prozess mindestens eine Woche (Best-Case-Szenario) einplanen. Privatanleger sollten vor dem Kauf darauf achten, dass der Anbieter eine entsprechende Handelsplattform (oder Schnittstelle zu externen Anbietern) anbietet. Das ist  - Stand heute - nur vereinzelt der Fall.

Die gesteigerte Liquidität ist nicht nur Vorteil, sondern gleichzeitig auch ein Risiko für Anleger. Durch die Handelbarkeit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger häufiger handeln. Das kann langfristig die Rendite schmälern, die gerade bei Sachwerten häufig durch lange Haltedauern entsteht.

Für Privatanleger entstehen durch Tokenisierung neue Möglichkeiten

Die Hoffnung, dass die Inflation zurückgeht, hat sich zumindest zum Jahresbeginn als trügerisch erwiesen. Im Januar wird sich diese im Vergleich zum Dezember 2021 leicht reduziert bei 4,9% einpendeln. Viele Ökonomen haben mit einem spürbaren Rückgang gerechnet, jetzt wo der Mehrwertsteuer-Effekt im neuen Jahr ausbleibt. Begründet liegt das hohe Niveau der Energiepreise in der kürzlichen Anhebung der CO2-Preise.

Was bedeutet das für Anleger? Nichts Gutes. Eine hohe Inflation bedeutet, dass das Vermögen auf dem Sparbuch, Girokonto oder Tagesgeldkonto beim aktuellen Zinsniveau massiv an Kaufkraft verliert. Vielen Anlegern ist das nicht bewusst. Andere möchten an der Börse in Aktien und ETFs investieren. Doch an der Börse geht es aktuell ebenfalls turbulent zu: welche Optionen bleiben dann noch? Wie wäre es z.B. mit Private Equity?

Außerbörsliche Investments in Form von Private Equity haben historisch betrachtet überdurchschnittlich performt - auch in Krisenphasen. Aufgrund der Finanzkraft der Fonds wird Beteiligungsunternehmen in solchen Zeiten kurzfristig Eigenkapital zur Verfügung gestellt. Das macht gerade in Sondersituationen wie der Covid-19-Krise einen großen Unterschied, wenn die Nachfrage plötzlich einbricht. Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung fungieren Private Equity Manager in solchen Marktphasen als strategische Partner und steuern Unternehmen mit ihrem langjährigen Know-how durch die Krise. Kein Wunder, dass sich diese Unternehmen im Durchschnitt besser entwickeln als börsennotierte Konzerne. Doch auch Private Equity Manager können sich irren und Entscheidungen treffen, die sich nachteilig auf die Unternehmen auswirken. PE-Gesellschaften verfolgen häufig finanzielle Interessen, die nicht immer mit den Interessen der Unternehmensleitung im Einklang stehen. Das kann zu Maßnahmen führen, die kurzfristig Erfolge liefern aber langfristig das Unternehmen schwächt. Beispiele dafür sind voreilige Expansionen ins Ausland oder Kündigungen, um Personalkosten zu sparen.

Private Equity gehört ähnlich wie exklusive Kunst oder Luxusgüter zu einer Anlageklasse, die Privatanlegern schwer zugänglich geblieben ist. Oft müssen für den Einstieg mindestens 200.000€ an Kapital eingebracht werden - das ist kein Use Case für Privatanleger. 

Digitale Assets demokratisieren den Markt und eröffnen neue Möglichkeiten zur Asset Allocation. Anleger können durch die Hinzunahme weiterer Anlageklassen breiter innerhalb ihres Portfolios diversifizieren. Je breiter Privatanleger mit ihren Portfolios aufgestellt sind, desto weniger Klumpenrisiken sind sie ausgesetzt.

Risiken sollten nicht unterschätzt werden

Neue Anlagemöglichkeiten bieten Möglichkeiten zur Diversifikation innerhalb des Portfolios. Die Tokenisierung von Assets, also die digitale Abbildung des entsprechenden Assets über einen Token, ermöglicht in diversen Bereichen, wie dem Kunst-, Immobilienmarkt oder Private Equity, mittelbare Teilhabe an der Wertsteigerung. 

Dennoch handelt es sich bei alternativen Anlageklassen weiterhin um riskante Investments mit realem Ausfallrisiko. Aktienmärkte oder Immobilien können beispielsweise aus Risiko-Rendite-Gesichtspunkten wesentlich besser eingeordnet werden als alternative Assets. Für Private Equity Investments oder andere alternative Asset Klassen existieren nur beschränkt öffentliche Daten, geschweige denn eine Kurshistorie. Eine Risikoeinschätzung ist de facto ausgeschlossen bzw. mit großen Unsicherheiten behaftet.

Zusätzlich sind Engagements im Kunst- und Luxusgütermarkt beispielsweise nur dann sinnvoll, wenn Privatanleger über spezielles Expertenwissen und tiefe Marktkenntnisse verfügen. Eine reale Wertschöpfung existiert in dieser Asset Klasse nicht. Aus dem Grund ändert sich das Bewertungsmodell, welches auf einem Matching von Angebot und Nachfrage beruht. Die Nachfrage (z.B. nach einem Gemälde) hängt von individuellen und emotionalen Faktoren ab. Ein Kunstwerk kann innerhalb kürzester Zeit seinen Wert verdoppeln - aber auch verlieren.

Die Wertentwicklung des Token kann durch verschiedene weitere Risiken und Unsicherheiten beeinträchtigt werden, die derzeit nicht bekannt sind. Investitionen in Token, die die oben genannten Anlageformen widerspiegeln, sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zu erheblichen Verlusten des eingesetzten Kapitals führen.

Tokenisierung & Digitale Assets: Fazit

Gerade im Bereich der strategischen Asset Allocation sehen wir großes Potenzial für den Privatanleger, der sein Portfolio um weitere Bausteine ergänzen möchte. Wer sein Portfolio um alternative Anlageklassen ausbaut, kann von einer höheren Immunität gegen negative Börsenphasen profitieren, wenn sich diese Werte gegensätzlich zum Gesamtmarkt entwickeln. Garantiert ist eine Immunität nicht.

Wichtiger Hinweis: Auch bei alternativen Anlageklassen besteht ein Ausfallrisiko. Kunst kann analog zu einer Unternehmensbeteiligung ihren Wert verlieren. Ein hoher Grad an Diversifikation kann das insgesamte Portfoliorisiko reduzieren - es kann jedoch nie gänzlich eliminiert werden.

Dass bestimmte Anlageklassen nur einem exklusiven Personenkreis zugänglich sind, ist nicht mehr zeitgemäß. Auch Unternehmen profitieren von digitalen Assets. Durch die Öffnung des Marktes für Privatanleger (niedrige Einstiegshürden), steht mehr Liquidität für Finanzierungsrunden bereit. Wir bei tokenstreet setzen in unserer Funktion als Emittentin auf einen professionellen und umfangreichen Auswahlprozess unserer Zielinvestments. Dabei werden wir von einem Investmentkomitee mit langjähriger Erfahrung unterstützt, die für euch attraktive Beteiligungsunternehmen ausfindig machen.

Mona Feder
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