Wealth Management
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15.9.2022

Was ist eine Schuldverschreibung?

Schuldverschreibungen gehören seit Jahrzehnten zu beliebten Finanzierungsquellen deutscher Unternehmen - gerade solchen aus dem Mittelstand. Aufgrund ihrer Struktur erhalten Unternehmen sowie auch Anleger eine gewisse Form von Planbarkeit. Im nachfolgenden Beitrag zeigen wir euch, was eine Schuldverschreibung ist, wie sie funktioniert und mit welchen Risiken ihr als Anleger rechnen müsst.

Mona Feder

Was ist eine Schuldverschreibung?

Die Schuldverschreibung ist in der Praxis eine andere Bezeichnung für Anleihen - beide Begriffe können synonym verwendet. Aufgrund der Einfachheit, wird “Anleihe” öfter verwendet. Du kennst sicherlich das Prinzip einer Anleihe: Der Schuldner (Emittent der Anleihe) gibt eine Anleihe aus, die vom Gläubiger (Anleger) gekauft wird. Dieser erhält für den Zeitraum einen festen oder variablen Zinssatz auf das eingesetzte Kapital. Zum Ende der Laufzeit erhält der Gläubiger zudem den sogenannten Nennbetrag der Anleihe zurück. Das ist der Betrag, den sich der Emittent von seinen Gläubigern (pro Anleihe) leiht.

Schuldverschreibungen können von Banken aber auch von Unternehmen ausgegeben werden als Alternative zum Börsengang, um frisches Kapital einzusammeln. Schuldverschreibungen verbriefen immer ein sogenanntes Gläubigerrecht, weshalb sie rechtlich betrachtet Fremdkapital (im Vergleich zu Aktien) darstellen.

Wichtiger Hinweis: In diesem Beitrag fokussieren wir uns auf Inhaberschuldverschreibungen. Ein anderer Typ - die sog. Namensschuldverschreibung - kann auch als Eigenkapital eingestuft werden.

Ansprüche seitens der Gläubiger

Gläubiger erhalten durch den Kauf einer Anleihe - aufgrund des Gläubigerrechts - Anspruch auf Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu einem definierten Zeitpunkt. Das ist unabhängig davon, an welcher Stelle die Anleihe erworben wurde - ob an der Börse oder auf einem privaten Markt. Der Emittent der Schuldverschreibung ist demnach gleichzeitig der Schuldner im Verhältnis zum Anleger.

Gläubiger erhalten im Vergleich zu Aktien keine Beteiligung am Unternehmen und demnach auch keine Mitbestimmungsrechte. Das ist gerade für Unternehmen vorteilhaft, die die Fortentwicklung des Unternehmens unabhängig bestimmten möchten. Anleger erhalten einen Zinssatz, der entweder fest definiert ist oder an den Unternehmenserfolg (Gewinne) gebunden wird. In letzteren Fall handelt es sich um eine variable Verzinsung.

Ein fester Zins hat den Vorteil, das Anleger eine gewisse Form von Planbarkeit beim Erwerb der Schuldverschreibung aufnehmen. Die Rückflüsse aus dem Investment sind klar definiert. Risiken bestehen jedoch, wenn die Bonität des Emittenten in Gefahr steht - dazu gleich mehr.

Wir halten fest: Es gibt zwei Arten von Schuldverschreibungen. Beim Festzins wird seitens der Emittenten ein bestimmter Zinssatz über die gesamte Laufzeit hinweg garantiert und kann nicht angepasst werden. Der Charakter ähnelt dem eines klassischen Kredits bei der Bank. Bei der variablen Verzinsung wird der Zinssatz an eine dynamische Komponente gekoppelt. 

In der Praxis erfolgt dies oft durch eine Kopplung an einen Leitzins, z.B. dem Euribor statt. Die Kopplung kann jedoch auch an andere Variablen geknüpft werden - z.B. an Gewinne (oder Verluste) aus dem Unternehmen. In diesem Fall hat die Schuldverschreibung einen eigentümerähnlichen Charakter.

Welche Schuldverschreibungen gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Formen von Schuldverschreibungen. In diesem Beitrag gehen wir noch nicht auf die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Schuldverschreibung ein. 

Als Anleger hast du bestimmte schon von einigen der nachfolgenden Schuldverschreibungen gehört:

  • Staatsanleihen
  • Unternehmensanleihen
  • Wandelanleihen
  • Optionsanleihen
  • Währungsanleihen
  • Tilgungsanleihen
  • und Inhaberschuldverschreibungen

Laufzeiten und Risiken

Es gibt keine vordefinierten Laufzeiten für Schuldverschreibungen. Die Laufzeiten reichen von einem Jahr bis hin zu 30 Jahren. Prinzipiell ist jeder Zeitraum denkbar. Als Anleger solltest du dir gerade bei nicht-börsennotierten Anleihen genau überlegen, über welchen Zeitraum du dein Kapital binden möchtest. Kannst du diese nicht vorzeitige verkaufen, besteht das Risiko, dass du das Investment im Notfall nicht in liquide Mittel umwandeln kannst. Achte vor einem Investment immer auf die Laufzeit und Handelbarkeit von Schuldverschreibungen.

Was gerade bei festverzinslichen Anlageklassen gerne übersehen wird, sind die großen Risiken, die mit ihnen einhergehen. Nur weil eine bestimmte Rückzahlung garantiert wird, heißt das nicht, dass das Unternehmen in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Besteht ein finanzieller Engpass, so verliest du als Anleger im worst-case dein eingesetztes Kapital. Je nach Ausgestaltung der Schuldverschreibung bestehen neben dem Totalausfallrisiko noch weitere Risiken. Bei Staatsanleihen ist das Zinsänderungsrisiko von großer Bedeutung. Verändern sich die Leitzinsen, verändert sich der Kurs der Anleihe

Bei variablen Zinssätzen trägst du zudem das Risiko, dass sich dein Investment nicht verzinst, wenn die Kopplung beispielsweise an den Gewinnen des Unternehmens erfolgt. Macht das Unternehmen Verluste, erzielst du keine Rendite auf dein Kapital.

Fazit

Schuldverschreibungen bieten Unternehmen eine interessante Alternative bei der Unternehmensfinanzierung. Im Vergleich zum IPO oder einem Private Equity Investment erhalten die Gläubiger (Anleger) keine Mitbestimmungsrechte und können demnach keinen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehmen.

Für Anleger ergibt sich - gerade bei Festzinsen - eine interessante Ergänzung zu volatilen Portfoliobausteinen. Dennoch solltet ihr euch immer der Risiken bewusst sein. Emittenten einer Schuldverschreibung können zahlungsunfähig werden, wenn sich das Unternehmen nachteilig entwickelt. In diesem Fall ist sogar der Totalausfall des Investments durchaus möglich.

Mona Feder
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