Wie entsteht Inflation?
Der Begriff “Inflation” stammt aus dem Lateinischen und kann - direkt übersetzt - mit einer “Aufblähung” gleichgesetzt werden. Was eine Inflation ist, ist schnell erklärt: Sie steht für eine Teuerung von Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt. Aktuell könnt ihr das insbesondere an den gestiegenen Ölpreisen erkennen.
Die Teuerung entsteht durch die Erhöhung der Geldmenge seitens der Zentralbanken. Um die Wirtschaft anzukurbeln, kann diese sich dazu entscheiden, den Markt mit zusätzlicher Liquidität zu unterstützen. Das hat folgende Szenarien zur Folge:
- Eine höhere Geldmenge kann auf mehr Produkte und Dienstleistungen verteilt werden. Unternehmen erhöhen ihre Kapazitäten und setzen mehr um.
- Die höhere Geldmenge trifft auf konstante Produktmengen. Um die Nachfrage zu decken, steigen die Preise konsequenterweise.
Ein steigendes Preisniveau führt bei einer Vielzahl von Menschen zu höheren Gehaltsforderungen, um die eigene Kaufkraft aufrechtzuerhalten. Daraus entstehen ein höheres Gehaltsniveau und höhere Kosten für die Unternehmen. Diese versuchen diese über höhere Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Inflation führt zu einer breiten Anzahl an Kettenreaktionen. Aktuell führen gerade die gestiegenen Energiepreise im Rahmen der Ukraine-Krise für höhere Kosten bei Unternehmen.
Zentralbanken haben die Aufgabe, die Inflation auf einem “erträglichen” Niveau zu stabilisieren. Aktuell liegt die Obergrenze bei zwei Prozent pro Jahr. Wenn in den Medien von einer Teuerungsrate gesprochen wird, dann beschreibt diese häufig die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr.
Auswirkungen von Inflation?
Je nach Inflationsart, sind die Auswirkungen unterschiedlich. Im nachfolgenden fokussieren wir uns auf den Einfluss von Inflation auf Anleger und Sparer.
Nehmen wir einmal an, dass das allgemeine Preisniveau im vergangenen Jahr um fünf Prozent gestiegen ist. In diesem Fall sind 1.000 Euro “real” betrachtet weniger wert, da sie nicht mehr dieselbe Kaufkraft besitzen. Jetzt gilt zu beachten, dass sich die Inflation nicht zwangsweise auf jedes Produkt und Dienstleistung beziehen. Wir sind nie gleichermaßen von der Inflation betroffen. Wer aktuell kein Auto fährt, wird sich weniger Sorgen um die gestiegenen Ölpreise machen als Menschen, die jeden Tag zur Arbeit fahren.
Im Durchschnitt senkt die Inflation aufgrund der oben genannten Kettenreaktion jedoch die durchschnittliche Kaufkraft unseres Geldes - jedes Jahr aufs Neue. Ein Sparguthaben von 1.000 Euro sind bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,5 Prozent in 10 Jahren “nur” noch knapp 860 Euro wert. Gerade in Zeiten von niedrigen Zinsen auf Bankguthaben, hat Inflation einen signifikanten Einfluss auf unsere Geldvermögen.
Der sinkenden Kaufkraft können Sparer jedoch entgegensteuern, wenn sie ihr Geld gewinnbringend an den Kapitalmärkten investieren. In den vergangenen 50 Jahren hat eine globale Geldanlage am Aktienmarkt (MSCI-World) eine jährliche Durchschnittsrendite von knapp sieben Prozent eingebracht. Damit ließ sich die Inflation schlagen.
Wichtiger Hinweis: Das Risiko bei Sparguthaben ist die nachhaltige Minderung der Kaufkraft. Der Kapitalmarkt ist eine Alternative zur zinslosen Spareinlage - aber mit hohen Verlustrisiken bis hin zum Totalausfallrisiko verknüpft. Märkte können jederzeit aufgrund von unkontrollierbaren Ereignissen einbrechen. Diesem Risiko solltet ihr euch jederzeit bewusst sein.
Ursachen von Inflation
Am Ende des Tages liegen die Ursachen für Inflation maßgeblich bei den Zentralbanken, die mit ihrer Geldpolitik die Geldmenge im Markt steuern. Ihr Ziel ist es, eine Preisstabilität aufzubauen, die mit einer Inflation von 1,5 und 2 Prozent einhergeht.
Dafür stehen den Zentralbanken folgende Instrumente zur Verfügung:
- Sie können die Leitzinsen senken und damit den Konsum im Markt fördern
- Auch über Vermögensankäufe (z.B. Anleihenkäufe) kann die Liquidität gesteigert werden. Dieses Instrument wird besonders in Zeiten von Finanzkrisen verwendet
- Durch Negativzinsen auf Einlagen von Geschäftsbanken bei der EZB generieren Zentralbanken den Anreiz, diese Gelder an Kunden per Kredit weiterzugeben und damit Konsum und Investitionen zu fördern
Zentralbanken übernehmen eine tragende Rolle und sind verantwortlich für die Erhaltung der Preisstabilität. Für die Bevölkerung bedeutet das eine bessere Planbarkeit.
Sonderfall “Stagflation”
Bei einer Stagflation treffen ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum auf eine hohe Inflation (Stagnation & Inflation). Diesen Sonderfall können wir aktuell auch in Deutschland beobachten. Der Verbraucherpreisindex steigt, während Ökonomen von einem schwachen Wirtschaftsjahr ausgehen.
Inflation entsteht meistens nur in Phasen von einem besonders hohen Wirtschaftswachstum. Preise steigen, weil immer mehr Menschen einen Job haben und dadurch die Nachfrage ankurbeln. Warum stellt Stagflation eine Gefahr dar? Steigen die Preise, so steigen auch die Gehaltsvorstellungen der Mitarbeiter. Wollen Unternehmen jedoch Einsparungen vornehmen, so führt diese Situation im worst-case zu großen Entlassungswellen. Ein Ausbruch aus diesem Kreislauf ist mitunter nur schwer zu bewältigen.
Fazit
Inflation ist prinzipiell ein gutes Zeichen, da sie direkt mit Wirtschaftswachstum in Verbindung gebracht werden kann. Für Menschen, die große Vermögen auf dem Sparbuch allokieren, kann sie jedoch auch zur Gefahr werden. Sinkt die Kaufkraft vom Vermögen, dann können sich Menschen langfristig gesehen weniger leisten.
Aufgrund der hohen Verlustrisiken bei Immobilien, Aktien und anderen Anlageklassen wird eine breite Diversifikation von Experten immer wieder empfohlen, um das Risiko der Vermögensentwicklung auf mehrere Standbeine zu verteilen. Rendite ist immer mit Risiko verbunden - aber auch eine Anlage auf dem Sparbuch ist mit dem Risiko des Kaufkraftverlustes verbunden, dessen solltet ihr euch bewusst sein.