Private Equity
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10.3.2022

Wie funktioniert ein Private Equity Fonds?

Institutionelle Investoren wie Versicherungen, Family Offices oder hochvermögende Privatanleger (HNWIs) setzen bereits seit Jahrzehnten auf Private Equity als Alternative zu börsengehandelten Unternehmensbeteiligungen. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young investieren Hochvermögende bereits knapp ein Drittel ihrer Vermögen in alternative Anlageklassen - darunter auch Private Equity. Über spezielle Private Equity Fonds beteiligen sie sich an etablierten Unternehmen - traditionell aus dem gehobenen Mittelstand. Was genau Private Equity Fonds sind und wie sie funktionieren, erfahrt ihr im nachfolgenden Beitrag.

Mona Feder

Was ist ein Private Equity Fonds?

Bevor wir auf die Funktionsweise von Private Equity Fonds eingehen, lass uns kurz klären, was ein Fonds überhaupt ist. Du kannst dir einen Fonds als Pool vorstellen, in den viele Anleger ihr Kapital einzahlen. Vor der Öffnung des Fonds wird üblicherweise definiert, wie viel Geld maximal eingesammelt werden soll. Sobald diese Grenze erreicht ist, wird der Fonds geschlossen. Das bedeutet, dass kein weiteres Geld mehr eingesammelt wird.

Das Fondskapital wird anschließend sukzessive in verschiedene Unternehmen investiert. Gesteuert wird der Prozess von erfahrenen Fondsmanagern. Im Vergleich zu einem breit gestreuten Aktienindex (z.B. der MSCI-World, S&P 500 oder auch MDAX) ist die Anzahl an Engagements wesentlich geringer - und demnach auch die Risikostreuung. Dessen sollten sich Anleger vor einem Investment bewusst werden. Auch übernehmen PE-Manager aktiven Einfluss auf die Unternehmensleitung ihrer Beteiligungen, während der klassische Fondsmanager höchstens von seinem Stimmrecht auf der Hauptversammlung Gebrauch macht. Das Ziel: das Unternehmen wird finanziell, operativ und strategisch unterstützt, um bestimmte Entwicklungs- und Wachstumsziele zu erreichen. Dadurch soll der Marktwert - und demnach auch die Rendite für die Investoren steigen. Die Laufzeit eines Private Equity Fonds liegt zwischen zehn und zwölf Jahren.

Wichtiger Hinweis: Eine Mehrheit der Beteiligungen von PE-Fonds scheitern. Das eingesetzte Kapital kann (wenn überhaupt) nur beschränkt zurückerlangt werden. Die Performance eines PE-Fonds entsteht grundsätzlich von einer überdurchschnittlichen Entwicklung weniger Unternehmen, die ex-ante nicht gewährleistet werden kann. Auf dieses potenzielle Totalverlustrisiko sollten sich Anleger bei ihrer Asset Allocation einstellen - gerade weil Beteiligungen oft mit großem Einsatz von Fremdkapital finanziert werden. Aufgrund der langen Kapitalbindung ist ein frühzeitiges Ausscheiden nur zu hohen Abschlägen möglich. Finanziell lohnt sich dieser Schritt selten.


Phase 1: Identifikation von potentiellen Investment-Kandidaten

In der ersten Phase dreht sich alles um den Aufbau des Fonds. Die PE-Gesellschaft entwickelt in dieser Zeit die Investmentstrategie, erstellt Pitch-Dokumente für potenzielle Investoren und betreibt Fundraising für zukünftige Beteiligungen. Diese Phase kann Monate bis Jahre dauern. Die Kommunikation mit potenziellen Investoren steht hierbei im Vordergrund.

Außerdem wird in dieser Phase eine Deal-Pipeline aufgebaut. Das bedeutet konkret, dass PE-Manager den Markt analysieren und interessante Beteiligungen, die zum Anlagefokus des Fonds passen, identifizieren. Das ist gleichzeitig die aktivste Phase eines PE-Fonds. Unternehmen müssen bewertet (Due Diligence), Kaufpreise verhandelt und Verträge geschlossen werden. Im Vergleich zu einem Venture Capital Fonds investieren PE-Fonds in bereits etablierte Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell. VC-Fonds fokussieren sich im Gegensatz dazu auf junge Start-ups, die sich zum Großteil noch in der Produktentwicklungsphase befinden.

Nach der ersten Phase folgt die Beteiligung an Unternehmen.

Phase 2: Beteiligung & Aufbau des Marktwertes

Sind sämtliche rechtliche und finanziellen Fragen geklärt, wird der Transaktionsprozess vollzogen. Die Fondsmanager fokussieren sich im nächsten Schritt auf den Aufbau der Marktwerte und den möglichst profitablen Verkauf ihrer Beteiligungen. Oft sind weitere Investments in neue Unternehmen per Fondsvereinbarung ausgeschlossen (ausgeschlossen sind Kapitalerhöhungen bei aktiven Investments).

Wie genau wird der Unternehmenswert gesteigert? PE-Manager nehmen aktiven Einfluss auf die Unternehmensleitung. Private Equity Gesellschaften beschäftigen Teams aus erfahrenen Branchenexperten, die in den entsprechenden Beteiligungsunternehmen typischerweise vor Ort eingesetzt werden. Dort initiieren diese Effizienz- und Wachstumsprojekte (z.B. Internationalisierung von Geschäftsfeldern) und stehen der Geschäftsleitung jederzeit zur Verfügung. Nicht immer sind die Maßnahmen erfolgreich. Viele Beteiligungsunternehmen scheitern in dieser Phase - dazu jedoch gleich mehr.

Diese Phase endet - je nach Unternehmensentwicklung - im Durchschnitt nach 4-6 Jahren.

Phase 3: Anteilsverkauf und Ausschüttung an Anleger

Wie genau entsteht die Rendite eines Private Equity Fonds? Im Prinzip dadurch, dass Unternehmen zu höheren Preisen (im Vergleich zum ursprünglichen Kaufpreis) verkauft werden. Der sogenannte Exit kann auf unterschiedliche Arten erfolgen.

Eine beliebte Option ist der Börsengang (oder IPO - “Initial Public Offering”). In diesem Fall werden alle privat gehandelten Unternehmensanteile öffentlich (an der Börse) zugänglich. Die Kosten eines IPOs sind nicht zu unterschätzen, weshalb er erst ab einer bestimmten Unternehmensgröße sinnvoll ist. Viele Unternehmen wie z.B. Fielmann, Facebook, Beyond Meat oder Airbnb haben diesen Schritt gewagt. 

Nachfolgend haben wir die häufigsten Methoden zum Exit für euch zusammengefasst:

  • Strategische Übernahme (Trade Sales): Bei der strategischen Übernahme wird eine Beteiligung von einem Käufer übernommen, der ein strategisches Interesse am Unternehmen hat. Oft handelt es sich hierbei um komplementäre oder konkurrierende Geschäftsmodelle.
  • Secondary Sale: Beim Secondary Sale ist der Käufer eine andere PE-Gesellschaft. Grund dafür kann sein, dass ein Unternehmen mehr Kapital benötigt, welches von der aktuellen PE-Gesellschaft nicht bereitgestellt werden kann. Oft ist auch die anvisierte Entwicklungsstufe erreicht.
  • Buy-Back (BB): Beim BB werden die Anteile am Unternehmen vom Management gekauft. Damit erhöhen sie ihre Beteiligunge am Unternehmen.
  • Liquidation: War die Entwicklung der Beteiligungen nicht erfolgreich, werden die im Fonds enthaltenen Beteiligungen zu einem bestimmten Stichtag verkauft. Der Fonds wird quasi aufgelöst. Anleger müssen in diesem Fall mit finanziellen Einbußen rechnen.

Mona Feder
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