Was bedeutet Diversifikation?
Wenn von Diversifikation oder Diversifizierung gesprochen wird, dann ist damit grundsätzlich die Streuung von Investitionsrisiken auf verschiedene Bausteine gemeint. Wenn Privatanleger ihrer Portfolios diversifizieren, dann verteilen sie ihr Vermögen nicht nur auf eine - sondern auf mehrere Asset Klassen, Regionen und Branchen.
Die zugrundeliegende Logik ist schnell erklärt: Jede Anlageklasse entwickelt sich unterschiedlich. Einen Teil des Portfoliorisikos bildet das sog. Marktrisiko (oder systematisches Risiko) ab. Darunter werden Veränderungen verstanden, die den gesamten Markt beeinflussen - beispielsweise eine Finanzkrise, eine globale Pandemie oder Anpassungen der Zinspolitik seitens der Zentralbanken. Diese Risiken lassen sich durch Diversifikation nicht eliminieren oder reduzieren.
Welche Risiken kann ein Privatanleger beeinflussen? Die unternehmensspezifischen Risiken. Darunter fallen Faktoren, die mit einem bestimmten Unternehmen im Zusammenhang stehen. Das Management, Wettbewerber, Disruption oder IT-Fehler - alles kann den Marktwert eines einzelnen Unternehmens beeinflussen. Wer in nur ein Unternehmen investiert, bindet sein gesamtes Kapital an das Marktrisiko und das unternehmensspezifische Risiko. Wer in 100 Unternehmen (aus verschiedenen Branchen) investiert, unterliegt zwar weiterhin dem Marktrisiko - das unternehmensspezifische Risiko wurde hingegen auf 100 Unternehmen verteilt und ist somit verringert.
Um die Bedeutung von Diversifikation zu verstehen, nutzen wir häufig eine Analogie zu Netflix: Nimm einmal an, du könntest bei Netflix ab sofort nur noch Dramen oder Animationsfilme streamen. Würdest du dein Abo kündigen? Die Wahrscheinlichkeit ist in diesem Fall wesentlich höher, als wenn Netflix auf eine hohe Bandbreite an Genres setzt. Dann hättest du nämlich wesentlich mehr Auswahl beim Streamen und Netflix würde eine größere Zielgruppe ansprechen. Das finanzielle Risiko sinkt durch die Diversifikation, denn Abos bedeuten Umsatz für das Unternehmen. Ähnlich verhält es sich bei der Geldanlage. Diversifikation kann (muss aber nicht!) einen positiven Effekt auf dein Portfoliorisiko ausüben.
Das Konzept gewann durch den US-amerikanischen Ökonom Harry Markowitz an Bedeutung. Im Rahmen seiner Forschung erkannte er, dass Anleger durch die Hinzunahme weiterer Anlageklassen ihr Portfoliorisiko - bei gleichbleibender Rendite - senken können. Für diese Erkenntnis wurde er 1990 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.
Wie funktioniert Diversifikation?
Die Grundzüge haben wir im ersten Abschnitt bereits angeschnitten, hier kommt noch einmal eine ausführliche Erläuterung zur Funktionsweise von Diversifikation. Wir unterscheiden an dieser Stelle zwischen vertikaler und horizontaler Diversifikation. Horizontal bedeutet, dass ein Anleger in verschiedene Anlageklassen investiert. In diesem Fall könnte die Portfolio-Struktur folgendermaßen aussehen:
- 10.000€ in Aktien
- 10.000€ Staatsanleihen
- 10.000€ in Immobilien
- 10.000€ in Private Equity
- 2.500€ in Kryptowerten
Vertikal bedeutet, dass innerhalb einer Anlageklasse diversifiziert wird. Hier könnte eine beispielhafte Asset Allocation folgendermaßen aussehen:
- 5.000€ in Aktien Europa
- 2.500€ in Aktien USA
- 2.500€ in Aktien Asien
Dadurch, dass Assets innerhalb einer Anlageklasse stark miteinander korrelieren, ist die horizontale Diversifikation weitaus effektiver beim Risikomanagement. Die Korrelation zwischen bonitätsstarken Staatsanleihen und Aktien ist z.B. von Natur aus niedriger als zwischen Aktien - unabhängig von deren regionaler Zugehörigkeit.
Mit Korrelation ist der statistische Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren Werten gemeint. Je niedriger die Korrelation, desto besser ist das für die Risikostreuung. Eine Asset Klasse, die sich gegensätzlich (negative Korrelation) zu einer anderen entwickelt, kann Verluste ausgleichen bzw. abfedern.
Beispiel: Portfolio-Diversifikation in der Praxis (2022)
Historische betrachtet, haben PE-Investoren Renditen erzielt, die über der Performance des globalen Aktienmarktes lagen. Dafür müssen Anleger in Kauf nehmen, dass ihr angelegtes Kapital eine gewisse Zeit lang gebunden ist. Ein typischer Fonds hat eine Laufzeit von etwa zehn bis zwölf Jahren. Wer sein Kapital früher abzieht, muss mit hohen Abschlägen rechnen, die einen Großteil der Rendite schmälern. Was zunächst nachteilig wirkt, kann sich als signifikanter Vorteil erweisen. Eine lange Haltedauer reduziert bei der Geldanlage das Verlustrisiko.
Dazu einmal ein Beispiel: Laut einer Analyse der Renditeverteilung des MSCI-World, der die Wertentwicklung der 1.600 größten Unternehmen (nach Marktkapitalisierung) aus 23 Industrieländern zusammenfasst, haben Anleger, die seit seiner Auflage in den 70er Jahren investiert haben, immer eine positive Rendite erzielt, wenn sie mindestens 15 Jahre investiert waren. Je länger der Anlagehorizont, desto geringer die Verlustwahrscheinlichkeit.
Mit Private Equity unterliegen Anleger nicht dem Risiko, bei starken Marktschwankungen impulsiv zu reagieren und ihre Portfolios ständig anzupassen. Von diesem Hin-und-Her profitieren am klassischen Kapitalmarkt nämlich nur die Broker, denn sie kassieren bei jeder Transaktion, die ihre Kunden durchführen, Gebühren.
Private Equity kann zudem ein wertvoller Baustein im Portfolio sein, indem es dem Kleinanleger eine weitere Möglichkeit zur Diversifikation bietet, die aufgrund der verringerten Korrelation von PE zum öffentlichen Markt (Börse) entsteht. Aufgrund der aktiven Rolle der PE-Gesellschaften bei ihren Beteiligungsunternehmen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Krisen besser gemeistert werden. Im Notfall erhalten Unternehmen in Krisenphasen zusätzliche finanzielle und strategische Unterstützung. Das gilt natürlich nicht für jede PE-Gesellschaft.
Wichtiger Hinweis: Anleger müssen sich allerdings auch der Risiken von Private Equity bewusst werden. Oft stellt sich erst nach einer Investition heraus, dass ein Geschäftsmodell nicht tragfähig ist. Je nach Gewichtung im Fonds, kann ein derartiger Fall die Gesamtrendite erheblich senken oder zum Totalverlust führen. PE-Fonds versuchen derartige Klumpenrisiken durch eine breite Streuung zu vermeiden. Eliminiert werden kann ein Ausfallrisiko jedoch nie. Auch ist die hohe Kapitalbindung nicht immer von Vorteil, da Anleger in diesem Fall der Willkür der PE-Manager ausgesetzt sind. Nicht alle Entscheidungen dienen dem langfristigen Wohl einer Beteiligung. Mitarbeiterkündigungen gehören zu den Maßnahmen, die oft ergriffen werden, um kurzfristig Kosten zu sparen. Auch Expansionen werden häufig in einer Phase initiiert, die nicht zum Unternehmen passt. Scheitern Unternehmen infolge dieser Strategien, haben Anleger nicht die Chance frühzeitig ihr Kapital abzuziehen.
Ein Großteil der Unternehmen, in die Beteiligungskapital fließt, scheitert nach ein paar Jahren. Das schmälert die Rendite der Fonds und kann zu herben Kapitalverlusten führen, wenn die Ausfälle nicht durch entsprechende Gewinne kompensiert werden können. Anleger haben aufgrund ihrer passiven Rolle nur beschränkt Möglichkeiten ihr eingesetztes Geld vorzeitig zu erhalten. Im Normalfall ist ein frühzeitiger Abzug mit hohen Abschlägen (und demnach einem garantieren Verlust) verbunden.
Steigert eine breite Risikostreuung die Rendite?
Es wird Zeit, dass wir das soeben erworbene Wissen einmal mit realen Daten belegen. Die nachfolgende Grafik zeigt, dass ein reines Aktienportfolio ein wesentlich schwächeres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweist, als ein Aktienportfolio, das um Private Equity ergänzt wurde. Die Renditeerwartung ist bei gleichbleibendem Risikoniveau gestiegen.
Versteht uns an dieser Stelle nicht falsch: es besteht eine Korrelation (Statistischer Zusammenhang zwischen verschiedenen Anlageklassen) zwischen alternativen Anlagen und den traditionellen Kapitalmärkten. Diese ist jedoch (im Durchschnitt) wesentlich geringer als die Korrelation innerhalb börsennotierter Anlagen. Je höher die Korrelation, desto stärker entwickeln sich verschiedene Assets in die gleiche Richtung. Aus dem Grund suchen Privatanleger grundsätzlich nach Asset Klassen, die nur eine geringe - oder sogar negative Korrelation aufweisen. Damit reduzieren sie ihr Portfoliorisiko. Der entscheidende Vorteil von PE entsteht unter anderem in den langen Haltefristen. Mehr zu den Vorteilen, erfahrt ihr in unserem Beitrag zu Private Equity als Anlageklasse.
Risikoprofil muss vor der Asset Allocation definiert werden
Es ist möglich, wenn beispielsweise mit der beigemischten Anlageklasse eine überdurchschnittlich hohe Rendite erzielt wird - andererseits steigt durch eine höhere Renditeerwartung auch das Verlustrisiko. Ziel der Diversifikation ist prinzipiell keine höhere Rendite, sondern ein Risikominimierung bei gleichbleibender Rendite.
Eine breite Risikostreuung hat erhebliche psychologische Vorteile. Gelingt durch die Diversifikation eine Senkung der Schwankungsbreite, sinkt der Stresslevel vieler Anleger, sollte es an den Börsen turbulent zugehen. Wo liegt in solchen Phasen nämlich die Gefahr? Je größer die Volatilität (Kursschwankung) der Kurse, desto eher geraten Privatanleger in eine mentale Verfassung, in der sie sich aus Angst vor hohen Verlusten vorschnell von ihren Kapitalanlagen trennen. Viele kehren den Börsen nach solchen Ereignissen dauerhaft den Rücken. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich globale Aktien (MSCI-World-Index) immer von Krisenzeiten erholt (siehe Grafik unten). Wer einen langen Atem behielt, profitierte bis heute von soliden Renditen.
Hier einmal ein Beispiel: Der MSCI-World-Index markierte am 14.02.2020 ein neues Rekordhoch bei 322 US-Dollar. Im Zuge der Pandemie ist der Kurs um knapp 25% eingebrochen. Seit dem Tiefpunkt bei 243 US-Dollar am 20.03.2020 ist der Kurs um +128% auf 554 US-Dollar (Stand: 02/22) gestiegen - wer aus dem Markt ausgestiegen ist, hat seinem Kapital einen großen Wachstumsschub verwehrt. Diversifikation kann Privatanleger vor Überreaktionen bewahren, wenn diese große Klumpenrisiken im Portfolio haben, die bei bestimmten Börsenwetter zu starken Bewegungen führen.
Problematisch wird es, wenn ein Kurseinbruch dann erfolgt, wenn das Kapital benötigt wird (z.B. zum Renteneintritt). Da dieses Risiko real ist, sollten Privatanleger immer genügend liquide Mittel halten, um ihren Finanzbedarf auch in schwierigen Phasen (ohne den Verkauf ihrer Assets) zu decken.
Zu einer langen Bindungsfrist “praktisch gezwungen” werden im Gegensatz dazu Private Equity Investoren. Deren Renditen entstehen erst nach einer langen Haltedauer, innerhalb welcher Fonds-Manager versuchen, die Unternehmenswerte ihrer Beteiligungen zu erhöhen. Ein Verkauf der eigenen Anteile ist nur selten und zu hohen Abschlägen möglich. Dieser vermeintliche “Nachteil” kann auch zum Vorteil von Anlegern sein, wenn diese quasi dazu “gezwungen” werden am Ball zu bleiben.
Auch bei Private Equity existieren Ausfallrisiken, die im Worst-Case zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Unternehmen können sich nach einer Beteiligung als nicht tragfähig erweisen, PE-Manager können schwerwiegende Fehler begehen und auch die allgemeine Marktsituation kann sich abrupt verändern (z.B. wegen Regulierung oder Wettbewerb).
Die Zeiten für Privatanleger haben sich geändert
Vor 20 Jahren war Diversifikation wesentlich schwieriger in der Praxis umzusetzen. Während Privatanleger heutzutage über ETFs oder digitale Token in (fast) jede Anlageklasse mittelbar investieren können, war das vor 20 Jahren noch nicht der Fall. Wer in Immobilien investieren wollte, musste hohe Einstiegssummen aufbringen. Ähnlich verhält es sich mit dem Kunstmarkt oder dem Markt für Luxusgüter (z.B. Mode, Uhren und sonstiger Schmuck).
Auch Private Equity war lange eine Anlageklasse, in die - gerade Kleinanlegern - nicht direkt (sondern nur über ETFs auf den PE-Markt) investieren konnten. Institutionelle Anleger nutzen PE hingegen seit Jahrzehnten bei der Allokation ihrer Vermögen und erzielten bis dato hohe Renditen auf ihre Investments. Wir bei tokenstreet planen diesen Umstand mit einem digitalen Zugang zu Venture Capital und Private Equity Fonds per App zu ändern. Privatanleger sollen in Zukunft bereits ab 100 € mittelbar in Private Equity investieren können.
Als weiterer Baustein im Portfolio kann Private Equity das Risikoprofil verbessern, in dem die Vermögensentwicklung ein zusätzliches Standbein erhält. Im Vergleich zu klassischen Börsen hat sich PE historisch gesehen als äußerst krisenresistent erwiesen. Nichtsdestotrotz ist auch PE mit Investitionsrisiken behaftet. Beteiligungen können sich nach einem Investment als nicht tragfähig erweisen und die Rendite des PE-Fonds schmälern. Totalverluste sind trotz der oben genannten Vorteile niemals ausgeschlossen.
Wichtiger Hinweis: Anleger müssen sich der Risiken von Private Equity bewusst werden. Oft stellt sich erst nach einer Investition heraus, dass ein Geschäftsmodell nicht tragfähig ist. Je nach Gewichtung im Fonds, kann ein derartiger Fall die Gesamtrendite erheblich senken. PE-Fonds versuchen derartige Klumpenrisiken durch eine breite Streuung zu vermeiden. Eliminiert werden kann ein Ausfallrisiko jedoch nie.
Ein Großteil der Unternehmen, in die Beteiligungskapital fließt, scheitert nach ein paar Jahren. Das schmälert die Rendite der Fonds und kann zu herben Kapitalverlusten führen, wenn die Ausfälle nicht durch entsprechende Gewinne kompensiert werden können. Anleger haben aufgrund ihrer passiven Rolle nur beschränkt Möglichkeiten ihr eingesetztes Geld vorzeitig zu erhalten. Im Normalfall ist ein frühzeitiger Abzug mit hohen Abschlägen (und demnach einem garantieren Verlust) verbunden.